Warum gibt es Lieferprobleme bei Medikamenten?
Das Wichtigste in Kürze
- Die COVID-19-Pandemie führte zu Problemen bei der Beschaffung von für die Medikamentenherstellung benötigten Rohstoffen und Verpackungsmaterial. Mehr
- Durch weltweite COVID-Lockdowns und Fachkräftemangel war die Produktion von Medikamenten lange stark eingeschränkt. Mehr
- Durch Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer haben Transporte quer über den Globus stark zugenommen. Das Transportwesen ist deshalb deutlich störungsanfälliger. Mehr
- Wegen des Ukraine-Kriegs stark gestiegene Strompreise verursachten massiv höhere Transportkosten, was zu noch enger getakteten globalen Lieferketten führte. Mehr
- Aufgrund der aussergewöhnlich langen Grippesaison kam es im letzten Winter vor allem zu einem Mangel an fiebersenkenden und schmerzstillenden Medikamenten. Mehr
- Produktion, Lagerung und Verteilung von Medikamenten ist hochkomplex. Die aktuell schwierige Versorgungslage entstand aus einem Zusammenspiel zahlreicher Ursachen – und lässt sich deshalb nicht so schnell beheben. Mehr
- Zur Rose erhöhte bei zahlreichen Medikamenten die Lagerbestände, um Sie trotz angespannter Situation bestmöglich versorgen zu können. Mehr
- Das Apotheker-Team von Zur Rose findet bei aktuell fehlenden oder verzögert gelieferten Medikamenten passende Alternativen und ist bei Fragen oder Unsicherheiten gerne für Sie da. Mehr
Interview mit:
Christian Henseler, Leiter Strategischer Einkauf bei Zur Rose
Seit einiger Zeit fehlen etliche Medikamente in den Regalen der Apotheken. Im Interview erklärt Christian Henseler, Leiter Strategischer Einkauf bei Zur Rose, wie es zu dieser Mangellage kommen konnte – und was Zur Rose unternimmt, um ihre Kundinnen und Kunden in der momentan schwierigen Versorgungssituation zu unterstützen.
Christian Henseler, warum kam es in der Schweiz plötzlich zu Engpässen bei Medikamenten?
Schwierigkeiten mit der Verfügbarkeit bestimmter Medikamente gab es schon in den letzten Jahren – allerdings vor allem bei in Spitälern benötigten Arzneimitteln. Seit der COVID-19-Pandemie sind zunehmend auch Medikamente in Apotheken und Arztpraxen nicht oder verzögert erhältlich. Die Gründe dafür sind vielfältig – die Pandemie war allerdings in vielerlei Hinsicht ein Katalysator.
Was hat die Pandemie mit den aktuellen Lieferproblemen bei Medikamenten zu tun?
Sehr viele Rohstoffe, die es zur Herstellung von Medikamenten braucht, kommen aus China. Die chinesische Regierung verhängte einen restriktiven Lockdown, der erst im Dezember 2022 aufgehoben wurde. Dadurch waren die Produktionsstätten, in denen diese Stoffe hergestellt und verarbeitet werden, lange stillgelegt. Nach dem Ende des Lockdowns wurden in kurzer Zeit alle COVID-Schutzmassnahmen aufgehoben, wodurch sehr viele Leute erkrankten. Da bei der Herstellung von Medikamenten viele verschiedene Parteien involviert sind, beeinträchtigte dies die Produktion von Medikamenten erneut massiv.
Wie viele Parteien sind denn durchschnittlich in die Produktion eines Medikaments involviert?
Um beispielsweise eine einfache Tablette herzustellen und zu verpacken, braucht es zwischen zwanzig und dreissig verschiedene Parteien. Denn ein Medikament besteht nicht nur aus dem Wirkstoff selbst, sondern auch aus Füll- und Hilfsstoffen. Diese sind zum Beispiel nötig, um eine bestimmte Tablettengrösse zu erreichen, oder damit sich eine Kapsel im Magen gut auflösen kann. Nebst den Lieferanten von Wirk-, Hilfs- und Füllstoffen sind Betriebe involviert, welche die Stoffe verarbeiten, verpacken, transportieren und lagern. Bei solch komplexen Abhängigkeiten braucht es nicht viel, um die Produktion zu verzögern.
Kann ein Produzent bei einem fehlenden Stoff auf einen vergleichbaren Ersatz ausweichen, um die Produktion nicht zu gefährden?
Wirk-, Hilfs- und Füllstoffe werden von den Zulassungsbehörden bei jedem Medikament in genau definierter Menge und Qualität bewilligt. Ist einer dieser Stoffe nicht lieferbar, kann der Medikamenten-Hersteller nicht einfach einen anderen, vergleichbaren Stoff nehmen, weil dieser nicht behördlich bewilligt ist. Die Produktion des Medikaments ist also erst wieder möglich, wenn der behördlich bewilligte Stoff wieder verfügbar ist.
Gibt es bei einem Medikament noch andere Komponenten, die behördlich bewilligt werden müssen?
Wird ein neues Medikament zugelassen, muss auch die Verpackung des Medikaments getestet und von den Zulassungsbehörden bewilligt werden.
Warum ist das nötig?
Die Verpackung schützt das Medikament vor äusseren Einflüssen. Die Hersteller überprüfen deshalb mit Stabilitätstests sämtliche Komponenten. Bei Tabletten und Kapseln sind das der aus Plastik und Alufolie bestehende Blister, bei flüssigen Medikamenten Flasche, Deckel, Dichtungsring und Etikette. Selbst das Material der Umverpackung – also der Schachtel – sowie der Beipackzettel müssen jeweils genau definiert und bewilligt werden.
Wie könnte denn die Verpackung ein Medikament beeinträchtigen?
Der Blister aus Plastik und Alufolie zum Beispiel ist in direktem Kontakt mit einer Tablette oder Kapsel und könnte diese beeinflussen. Die Flasche eines flüssigen lichtempfindlichen Medikaments wiederum könnte beispielsweise lichtdurchlässig sein und dessen Wirkung verringern. Oder ein Karton könnte etwa zu wenig stabil sein oder Schadstoffe enthalten und dadurch das Medikament schädigen.
Ein Hersteller kann also auch bei der Verpackung eine fehlende Komponente nicht einfach durch eine passende Alternative ersetzen?
Da die Alternative nicht von der Zulassungsbehörde bewilligt ist, darf ein Hersteller sie nicht verwenden. Wenn zum Beispiel die für einen Hustensirup bewilligte Flasche nicht lieferbar ist, kann der Hersteller des Medikaments nicht einfach auf eine andere Flasche ausweichen.
Fehlt also nur eine einzige Komponente, kann ein Medikament nicht in den Verkauf gelangen?
Genau – selbst wenn das Medikament korrekt vorhanden und nur die Flasche nicht lieferbar ist.
Was passiert in einem solchen Fall?
Schauen wir als Beispiel einen grossen Generika-Hersteller an. Eine Fabrik in China stellt einen Hustensirup dieses Herstellers her. Sie kauft dafür die Rohstoffe bei verschiedenen Händlern ein, produziert den Hustensirup und beliefert den Generika-Hersteller in allen Ländern, in denen dieser vertreten ist. Wenn es jetzt zum Beispiel in der chinesischen Fabrik zu Verzögerungen kommt, weil einige der benötigten Komponenten gerade nicht erhältlich sind oder Mitarbeitende ausfallen, kann die Fabrik den Hustensirup nicht zu dem Zeitpunkt und in der Menge ausliefern, die festgelegt waren.
Was würde das dann beispielsweise für den Schweizer Markt dieses Herstellers bedeuten?
Kommt es zu Lieferverzögerungen, spielt es eine Rolle, wie viel ein Hersteller für ein Land eingekauft hatte. Hat er noch genügend Hustensirup für beispielsweise die nächsten vier Monate im Schweizer Lager, ist es nicht tragisch, wenn der neu produzierte Sirup sechs Wochen später eintrifft als vereinbart. Hat er allerdings nicht mehr viel davon an Lager, kann die Lieferverzögerung dazu führen, dass man diesen
Hustensirup in den Schweizer Apotheken für eine Weile nicht mehr kaufen kann.
Durch eine gute Planung können sich Medikamenten-Hersteller also vor Verkaufsunterbrüchen schützen?
Nicht immer. Wenn zum Beispiel der Hustensirup eines Konkurrenz-Herstellers vorübergehend nicht lieferbar ist, suchen Apotheken, Arztpraxen, Spitäler und Heime nach einem anderen Hustensirup mit demselben Wirkstoff – und werden beispielsweise bei jenem Hersteller fündig, der aufgrund guter Planung noch genügend Hustensirup an Lager hat. Verkauft dieser Hersteller dank der vermehrten Nachfrage zum Beispiel plötzlich 2000 statt 1000 Flaschen pro Woche, ist sein Lager vielleicht nach drei Wochen ebenfalls leer. Dann wird ein weiterer Hersteller gesucht, der noch Hustensirup liefern kann. Der ausfindig gemachte Hersteller wiederum wird ebenfalls mit Bestellungen überhäuft, die er nicht eingeplant hatte – und so gerät auch seine Planung durcheinander. Bei einem Lieferengpass eines Herstellers entsteht also ein Dominoeffekt, der sich schnell auch auf andere Hersteller auswirken kann.
Gut zu wissen
Bei sehr vielen momentan nicht lieferbaren Medikamenten gibt es genügend Alternativen mit demselben oder einem vergleichbaren Wirkstoff. Es ist deshalb nicht nötig, dass Sie zu Hause für sich oder Angehörige Medikamente auf Vorrat lagern.
Gibt es noch andere Gründe, warum die Medikamenten-Planung eines Herstellers nicht aufgehen könnte?
Ein gutes Beispiel ist die saisonale Grippe. Normalerweise verläuft die Grippesaison in der Schweiz und weiten Teilen Europas jedes Jahr in ähnlicher Ausprägung. Hersteller von Grippe-Medikamenten können die Produktion also jeweils ziemlich gut planen. Sie lassen ihre Medikamente im Sommer produzieren, diese werden circa im Spätherbst geliefert und die einzelnen Länder sind bereit für die Grippesaison. Der vergangene Winter zeigte jedoch eindrücklich, wie auch unvorhergesehene Entwicklungen zu einem Versorgungsmangel führen können. Die Grippesaison begann unerwartet früh und dauerte länger. Die Krankheitsverläufe waren atypisch hartnäckig, viele Personen waren bis zu zwei Wochen krank. Es brauchte deshalb deutlich mehr Medikamente mit dem Wirkstoff Ibuprofen, der in fiebersenkenden und schmerzstillenden Tabletten oder Säften vorkommt und häufig bei grippalen Infekten oder Grippe eingenommen wird.
Was war die Folge dieser aussergewöhnlichen Situation?
Aufgrund des deutlich grösseren Bedarfs bestellten die Hersteller aller betroffenen Länder Nachschub bei den produzierenden Fabriken. Diese hatten zwar alle Rohstoffe zur Verfügung, aber die Nachbestellungen überstiegen die Menge, welche sie produzieren konnten. Die Fabriken mussten deshalb die Medikamente kontingentieren – pro Land konnte dann beispielsweise nur ein Drittel der bestellten Menge geliefert werden. Dadurch waren diese Medikamente in vielen Apotheken vorübergehend nur schwer oder gar nicht mehr erhältlich.
Warum lassen Hersteller nicht von Anfang an mehr produzieren, um für aussergewöhnliche Situationen gewappnet zu sein?
Gerade bei saisonalen Produkten wie Grippemitteln ist es für die Hersteller ein finanzielles Risiko, zu viel produzieren zu lassen. Denn wenn nach der Grippesaison noch viele dieser Medikamente vorhanden sind, müssen Hersteller diese bis zur nächsten Grippesaison lagern. Das braucht Platz und kostet Geld. Zudem besteht die Gefahr, dass die gelagerten Medikamente ihr Verfallsdatum erreichen, bevor sie verkauft werden können. Muss ein Hersteller abgelaufene Medikamente entsorgen, bedeutet das einen finanziellen Verlust.
Wäre denn ein möglicher finanzieller Verlust nicht durch die zusätzlichen Einnahmen gedeckt?
Das hängt stark von den Preisen der jeweiligen Medikamente ab. Bei Medikamenten mit dem Wirkstoff Ibuprofen etwa lassen sich zusätzliche Ausgaben nicht über die Einnahmen decken. Für eine Flasche eines fiebersenkenden Kinder-Sirups zum Beispiel erhält der Hersteller gerade einmal 4.98 Franken. Bei einem solch geringen Preis kann sich der Hersteller zusätzliche Lagerkosten und mögliche finanziellen Verluste einfach nicht erlauben.
Grössere Mengen in den einzelnen Verkaufsländern zu lagern, ist also finanziell unattraktiv für Hersteller?
Die Lagerung von Medikamenten ist kostenintensiv. Medikamente brauchen eine stabile Temperatur und Luftfeuchtigkeit, gewisse sind lichtempfindlich, andere müssen gekühlt werden. Nimmt ein Hersteller zusätzliche Medikamente an Lager, um einen Versorgungsengpass zu vermeiden, braucht er dafür deutlich mehr Geld. Er hat dadurch zusätzlich gebundenes Kapital, das er nicht anderswo verwenden kann. Zudem
ist mit grösseren Lagerbeständen ein höheres Risiko verbunden: Werden diese Medikamente nicht verkauft, verfallen sie und müssen vernichtet werden.
Und wenn die Apotheken grössere Medikamentenmengen an Lager nehmen würden?
Um beim fiebersenkenden Sirup zu bleiben: Eine Apotheke bekommt für eine Flasche 9.56 Franken, verdient daran also 4.58 Franken. Nimmt eine Apotheke nun viel mehr davon an Lager, sind die Kosten für die Lagerung viel höher als das, was sie damit verdient. Und auch die Apotheke hätte damit das Risiko, dass die Ware verfällt.
Spielen finanzielle Überlegungen noch in anderer Hinsicht eine Rolle bei den momentanen Lieferengpässen?
Der Ukraine-Krieg und die daraus entstandenen Spannungen zwischen Russland und den NATO-Staaten führten europaweit zu Energieengpässen – was eine starke Verteuerung der Energiepreise nach sich zog. Das wiederum liess die Transportkosten stark ansteigen.
Was haben gestiegene Transportkosten mit der angespannten Versorgungssituation bei Medikamenten zu tun?
Durch die Verlagerung der Produktion in Billigländer haben die Transportvolumen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Muss ein Hersteller für den Transport plötzlich viel mehr bezahlen, wird er anderswo Geld einsparen müssen – etwa bei den Lagerkosten. Hersteller schauen deshalb noch stärker, wie viele Medikamente sie produzieren lassen, und welche Kontingente sie in den einzelnen Ländern lagern. Die globalen Lieferketten sind deshalb heute noch enger getaktet. Es braucht nicht viel, um diese empfindlich zu stören.
Was denn zum Beispiel?
Das globale Transportwesen ist durch die riesige Menge an Transporten quer über den Globus deutlich anfälliger geworden. Es gibt weltweit ein paar Engpässe, wie etwa den Suez-, Ärmel- oder Panama-Kanal. Ereignet sich an einem dieser Engpässe eine Panne oder ein Unfall, sind sofort viele Transportgüter und Unternehmen betroffen. Der Suez-Kanal etwa spielt eine bedeutende Rolle für Transporte zwischen Asien und Europa. Als dort vor einiger Zeit ein riesiges Containerschiff feststeckte, blockierte es tagelang sämtliche nachfolgenden Schiffe. Die Folgen solcher Ereignisse für die globalen Lieferketten und die daraus entstehenden Kosten sind immens.
Was könnte eine solche Panne denn konkret für einen Medikamenten-Hersteller bedeuten?
Eine derartiges Ereignis führt dazu, dass tausende von Schiffen tagelang feststecken. Ist der Engpass behoben, müssen all diese Schiffe den Engpass in möglichst kurzer Zeit passieren. Dies führt zu weiteren Staus bei der Entladung und dem Weitertransport der Güter – und die Lieferung des Medikaments in die Schweiz verzögert sich.
Ist die momentane Versorgungslage deshalb so schwierig, weil sich etliche verschiedene Gründe kumulieren?
Die aktuell schwierige Versorgungslage entstand aus einem Zusammenspiel zahlreicher Ursachen – und lässt sich deshalb nicht so schnell beheben. Die globalen Lieferketten sind wie ein hochkomplexes Uhrwerk. Wenn an einer Stelle etwas hakt, lässt sich das noch ausgleichen. Wenn aber zu viele Rädchen im Uhrwerk nicht greifen, kann dieses nicht mehr rund laufen.
Das macht Zur Rose, um Sie in der Versorgungskrise zu unterstützen
Zur Rose lagert in Frauenfeld rund 11 000 verschiedene Artikel. Der Grossteil der Medikamente kann bei stabiler Raumtemperatur gelagert werden. Dafür sind die Lagerhallen temperiert, werden also im Winter beheizt und im Sommer gekühlt. Für Medikamente, die gekühlt gelagert werden müssen, hat Zur Rose spezielle Kühlzellen. Pro Tag verpackt Zur Rose rund 3000 Kisten mit Medikamenten, die an Ärztinnen und Ärzte geliefert, sowie circa 2500 bis 4000 Postpakete, welche direkt zu den Patientinnen und Patienten nach Hause geschickt werden.
Christian Henseler, wie lange reicht der Lagerbestand von Zur Rose?
Der Lagerbestand reicht in der Regel für circa drei Wochen. Bei Medikamenten, die momentan von Engpässen betroffen sind, haben wir den Lagerbestand von drei auf sieben Wochen erhöht. Damit können wir rund 50 Prozent der momentan nicht erhältlichen Medikamente auffangen. Indem wir mehr von den kritischen und stark gefragten Produkten an Lager nehmen, bilden wir einen Puffer zwischen den Herstellern sowie den Kundinnen und Kunden. Mit dem erweiterten Lager ist bei uns deutlich mehr Geld gebunden, das wir nicht für anderes einsetzen können. Wir nehmen das in Kauf, um unsere Kundinnen und Kunden in der gegenwärtig schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen.
«Zur Rose setzt alles daran, die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen.»
Hat Zur Rose noch weitere Massnahmen getroffen?
Bei wichtigen und stark nachgefragten Wirkstoffen versuchen wir, die entsprechenden Medikamente nicht nur von einem, sondern von mehreren Herstellern an Lager zu nehmen. Dadurch haben wir Alternativen, wenn ein Medikament nicht mehr verfügbar sein sollte. Wir beobachten die aktuelle Lage genau. Wenn wir sehen, dass ein Medikament bald vorübergehend nicht mehr lieferbar sein wird, versuchen wir, genügend Mengen dieses Wirkstoffs in Form von Medikamenten anderer Hersteller zu beschaffen. Unser oberstes Ziel ist es, unsere Kundinnen und Kunden weiterhin gut versorgen zu können.
Arbeiten Sie in dieser Situation auch mit gewissen Medikamenten-Herstellern zusammen?
Wir arbeiten mit den grossen Generika-Herstellern zusammen und bewirtschaften beispielsweise die Lagerbestände gemeinsam. Das ist sehr arbeitsintensiv: Wir schauen, wie viel wir noch von einem bestimmten Medikament haben und wie viel wir zusätzlich brauchen, bis die neue Lieferung kommt. Zudem tauschen wir Informationen aus zu Wirkstoffen, deren Erhalt schwierig werden könnte. Durch diesen vorausschauenden Austausch können wir schnell auf veränderte Verhältnisse reagieren. Der Aufwand lohnt sich.
Was macht Zur Rose, wenn ein Medikament trotz vorausschauendem Austausch nicht erhältlich ist?
Dann sucht unser Apotheker-Team für die betroffene Person ein anderes Medikament mit demselben Wirkstoff aus.
Und wenn der Wirkstoff selbst aktuell nicht verfügbar ist?
In einem solchen Fall weichen wir auf einen Wirkstoff aus, der eine vergleichbare Wirkung hat. Dies bespricht unser Apotheker-Team natürlich mit der Ärztin oder dem Arzt der betroffenen Person.
Warum sollten Patientinnen und Patienten zu Hause keine Medikamentenvorräte anlegen?
Die Therapie könnte sich verändern, jemand könnte früher als erwartet genesen oder sterben. Die nicht gebrauchten Medikamente sind dann verloren, weil Apotheken und Arztpraxen diese nicht zurücknehmen und weitergeben dürfen. Kauft eine Person viel mehr Medikamente, als sie braucht, verschärft sie das Problem mit den nicht lieferbaren Medikamenten.
Inwiefern?
In der Apotheke gelagerte Medikamente sind für alle verfügbar. Zu Hause aufbewahrte Medikamente hingegen sind an eine bestimmte Person gebunden und müssen entsorgt werden, falls sie nicht mehr gebraucht werden oder abgelaufen sind.
Tipp
Bestellen Sie eine neue Packung, wenn Sie die letzte Packung Ihres Medikaments anfangen. So bleibt der Apotheke genügend Zeit, um Alternativen zu organisieren, wenn das Medikament gerade nicht lieferbar sein sollte.
Was empfehlen Sie Patientinnen und Patienten, die regelmässig Medikamente einnehmen?
Personen, die dauerhaft oder über längere Zeit Medikamente einnehmen, sollten maximal für drei Monate Medikamente zu Hause vorrätig haben.Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten empfehlen wir zudem, ihre Medikation in regelmässigen Abständen mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu überprüfen.
Warum ist das sinnvoll?
Es könnte angebracht sein, die Dosierung eines Medikaments anzupassen. Möglicherweise sind auch nicht mehr alle Medikamente nötig.
Macht Zur Rose ebenfalls solche Überprüfungen?
Mit Polymedikationschecks überprüft Zur Rose, ob eine Person denselben Wirkstoff mehrfach verordnet bekommen hat. Es kommt bei uns zum Beispiel häufig vor, dass jemand von der Hausärztin und einem Facharzt denselben Wirkstoff in Form zweier unterschiedlicher Medikamente verordnet bekommen hat – weil diese nichts von der anderen Verordnung wussten. Ebenfalls oft sehen wir, dass Personen, die etwa in den Ferien Medikamente im Ausland gekauft haben, nicht realisieren, dass sie den darin enthaltenen Wirkstoff mit einem bestehenden Medikament schon abgedeckt haben. Solche Überschneidungen erkennen wir bei unseren Polymedikationschecks – und können nach ärztlicher Rücksprache beispielsweise eines der Medikamente streichen. Auch dadurch tragen wir dazu bei, dass die Engpässe bei gewissen Medikamenten nicht noch grösser werden.
Zur Rose ist für Sie da
Sind Sie unsicher, ob Ihre Medikamente aktuell erhältlich sind? Oder brauchen Sie Unterstützung, weil eines Ihrer Medikamente vorübergehend nicht lieferbar ist? Hier erfahren Sie, wie Zur Rose Sie in der aktuellen Mangellage konkret unterstützt.
Blick in die Zukunft
Lesen Sie hier, was die Politik beitragen kann, um die Versorgungssicherheit bei Medikamenten künftig zu gewährleisten.
Bildquelle: Foto von Jaromír Kavan auf Unsplash