-
Eine halbe Million Schweizer
sind von Adipositas betroffen.¹
-
Eine Verdreifachung
der Anzahl adipöser Menschen weltweit hat seit den 1970er Jahren stattgefunden.²
-
Als globale Epidemie
bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Adipositas inzwischen.³
Was ist Adipositas?
Fettleibigkeit – in der Medizin Adipositas genannt – ist eine ernsthafte chronische Krankheit, bei der sich Körperfett über das Normalmass hinaus vermehrt. Fettleibigkeit kann zu schweren gesundheitlichen Folgen führen, welche auch die Lebenserwartung senken können. Die Ursachen von Adipositas sind komplex. Meist sind mehrere Auslöser miteinander verknüpft, wie etwa eine genetische Veranlagung, hormonelle Störungen, psychische oder soziale Ursachen, ungesunde Essgewohnheiten und Bewegungsmangel.
Adipositas ist eine Belastung für Körper und Psyche. Der hohe Körperfett-Anteil kann langfristig schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen haben. Bei fortgeschrittener Adipositas ist das selbständige Bewältigen des Alltags zunehmend eingeschränkt. Viele Betroffene erleben aufgrund ihres Aussehens zudem negative Äusserungen oder soziale Ausgrenzung. Die Behandlung von Adipositas fokussiert sich deshalb darauf, schrittweise Gewicht zu reduzieren, um das Risiko für gesundheitliche Schäden zu reduzieren, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten sowie die Lebensqualität zu verbessern.
Ab wann wird Übergewicht zu Adipositas?
Wer übergewichtig ist, bewegt sich häufig weniger als Normalgewichtige – nimmt aber oft trotzdem ebenso viele Kalorien zu sich. Mit steigendem Alter benötigt der Körper zudem weniger Kalorien. Aus Übergewicht kann sich deshalb im Laufe der Zeit Adipositas entwickeln.
Mit dem Body-Mass-Index (BMI) lässt sich definieren, ob Sie übergewichtig oder adipös sind. Wichtig bei der Beurteilung des Risikos für gesundheitlichen Folgen ist auch das Fettverteilungsmuster. Dieses lässt sich mittels Taillen-Umfang bestimmen.
Body-Mass-Index
Mit dem BMI (Body-Mass-Index) definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO), ob das Körpergewicht von Erwachsenen im Verhältnis zur Körpergrösse normal ist oder davon abweicht.
So berechnen Sie Ihren BMI:
BMI = Gewicht in Kilogramm : (Körpergrösse in Metern x Körpergrösse in Metern)
Beispiel: Wer 170cm (1,7m) gross und 68kg schwer ist, rechnet 68:(1,7x1,7)=BMI 23,5 – ist also normalgewichtig.
Normalgewichtige Menschen haben einen BMI von 18,5 bis 24,9. Der BMI von Übergewichtigen liegt zwischen 25,0 und 29,9 – auch Präadipositas genannt. Adipositas besteht ab einem BMI-Wert von 30 und wird in drei Schweregrade unterteilt. Diese gehen mit unterschiedlichen Risiken für Folge-Erkrankungen einher.
Da in der BMI-Formel Körperbau, Muskelmasse und Körperfett-Verteilung nicht berücksichtigt werden, kann die Einteilung in einigen Fällen fehlerhaft sein. Sehr sportliche Menschen mit viel Muskelmasse zum Beispiel können fälschlicherweise als übergewichtig eingestuft werden, da Muskelgewebe dichter ist als Fett und deshalb mehr wiegt. Wichtig für die Berechnung des individuellen gesundheitlichen Risikos ist deshalb auch Ihr Taillen-Umfang, der Informationen über die Fettverteilung in Ihrem Körper gibt.
Taillen-Umfang
Wie hoch bei Adipositas das Risiko für Folge-Erkrankungen ist, hängt nebst dem Ausmass des Übergewichts stark vom Fettverteilungsmuster ab – also an welchem Ort des Körpers überschüssiges Fett ansetzt. Apfel-Typen speichern Fett in der Körpermitte, insbesondere am Bauch. Birnen-Typen setzen mehrheitlich an Hüfte, Po und Oberschenkeln Fett an. Das Fettverteilungsmuster ist grösstenteils genetisch festgelegt.
Für den Körper ist eine Apfel-Form deutlich schädlicher als eine Birnen-Form. Denn viszerales Fett – wie Bauchfett medizinisch heisst – sammelt sich im Bauchraum rund um Organe wie Leber und Herz. Da viszerales Fett die Funktion dieser Organe stört, kommt es zu lokalen Entzündungen. Diese erhöhen das Risiko für schwerwiegende Folge-Erkrankungen wie etwa Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, Diabetes Typ 2, Fettleber, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bestimmte Krebsarten.
Eine Person mit Apfel-Form kann deshalb denselben BMI haben wie eine Person mit Birnen-Form, jedoch aufgrund der ungünstigeren Fett-Verteilung gesundheitlich im Nachteil sein.
So berechnen Sie Ihren Taillen-Umfang:
WHR = Taillenumfang (cm)/Hüftumfang (cm)
Anhand des Taillen-Umfangs können Sie Ihre Fettverteilung beurteilen. Die sogenannte Waist-to-Hip-Ratio (WHR) beschreibt das Verhältnis von Hüft- zu Taillenumfang. Bei Männern sollte der Wert unter 1,0 sein, bei Frauen unter 0, 85. Eine WHR unter diesen Werten entspricht der Birnen-Form, eine höhere WHR der ungesünderen Apfel-Form.
Behandlung von Adipositas
Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt ab von Adipositas-Grad, Fettverteilung, Risikofaktoren, möglichen Begleit-Erkrankungen, Alter sowie beruflichen und persönlichen Umständen. Für eine erfolgreiche Therapie braucht es ein ganzheitliches Zusammenspiel verschiedener Massnahmen. Nebst Lebensstil-Änderungen, Ernährungsberatung, Bewegungs-, Physio- und Verhaltenstherapie können auch Medikamente und in einigen Fällen Operationen sinnvoll sein.
Die Behandlung von Adipositas braucht Engagement, Geduld und eine gute fachliche Begleitung. Mit dem passenden Therapie-Konzept lässt sich die eigene Gesundheit nachhaltig verbessern. Jedes verlorene Kilo senkt das Risiko für Folge-Erkrankungen und bringt mehr Lebensqualität.
Gewichtsabnahme
Die Anpassung der Ernährung
ist ein wichtiger Teil der Adipositas-Therapie.
Ziel ist eine ausgewogene, vollwertige Ernährung
mit einem leichten Energiedefizit statt kalorienreicher,
nährstoffarmer Nahrung und ungesunder Essgewohnheiten.
Die tägliche Kalorienzufuhr sollte jeweils circa 500 kcal
unter dem tatsächlichen Energieverbrauch liegen.
Die Gewichtsabnahme ist damit zwar langsamer
als bei einer extremen Diät,
dafür meist langfristig deutlich erfolgreicher.
Körperliche Aktivität
Bewegung erhöht den Energieverbrauch
und hilft beim Abnehmen. Mehr Aktivität
wirkt sich zudem positiv aus auf Risikofaktoren
wie Bluthochdruck, hohe Cholesterin-Werte,
Diabetes Typ 2 oder Insulinresistenz.
Sinnvoll sind 30 Minuten moderates Bewegen
an 5 Tagen pro Woche.
Da beim Abnehmen Muskelmasse abgebaut wird,
ist es wichtig, ein- bis zweimal pro Woche
die Muskeln zu stärken.
Dazu braucht es nicht zwingend
ein Fitness-Studio – auch Kraftübungen
mit dem eigenen Körpergewicht zu Hause sind möglich.
Verhaltenstherapie
Wer Gewicht langfristig reduzieren und halten möchte,
muss die eigenen Gewohnheiten ändern.
Eine Verhaltenstherapie ist deshalb bei Adipositas sinnvoll.
Diese kann psychologische Aspekte –
wie etwa emotionales Essen – erklären und
individuell aufzeigen, was Heisshunger-Attacken auslöst.
Dank persönlichen Zielen und konkreten Verhaltenstipps
lassen sich Veränderungen im Alltag nachhaltig umsetzen.
Ernährungberatung
Ob fettreduzierte, kohlenhydratarme oder proteinreiche Ernährung,
idealer Mahlzeiten-Rhythmus oder optimale Portionengrösse –
eine professionelle Ernährungsberatung erarbeitet Empfehlungen
für eine ausgewogene Ernährung, die auf die individuellen
Therapie-Ziele, Risikofaktoren und möglichen Begleit-
Erkrankungen abgestimmt sind.
Zudem werden Betroffene angeleitet und unterstützt, um gesunde
Ernährungsgewohnheiten entwickeln und langfristig beibehalten zu können.
Medikamentöse
Behandlung
Nebst der Basis-Therapie (Ernährungs-, Bewegungs-
und Verhaltenstherapie) kommen bei der
Behandlung von Adipositas auch gewichtsreduzierende
Medikamente infrage, um genügend Gewicht
abzunehmen und dieses langfristig zu halten.
Bei der Wahl des Medikaments berücksichtigt
die Ärztin/der Arzt auch mögliche
Begleiterkrankungen und deren Medikation.
Operationen
Chirurgische Massnahmen wie Schlauchmagen
oder Magen-Bypass können bei
ausgeprägter Adipositas sinnvoll sein,
um gesundheitliche Risikofaktoren zu reduzieren
und die Lebensqualität zu verbessern.
Da Operationen oft nicht umkehrbar sind und
damit auch gewisse Risiken verbunden sind,
werden sie erst angewandt, wenn Änderungen
des Lebensstils sowie Medikation nicht erfolgreich waren.
Nutzen und Risiken sollten dabei genau abgewogen werden.
Behandlung
von Adipositas
Behandlung von Adipositas
-
Die Anpassung der Ernährung ist ein wichtiger Teil der Adipositas-Therapie. Ziel ist eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit einem leichten Energiedefizit statt kalorienreicher, nährstoffarmer Nahrung und ungesunder Essgewohnheiten.Die tägliche Kalorienzufuhr sollte jeweils circa 500 kcal unter dem tatsächlichen Energieverbrauch liegen. Die Gewichtsabnahme ist damit zwar langsamer als bei einer extremen Diät, dafür meist langfristig deutlich erfolgreicher.
-
Bewegung erhöht den Energieverbrauch und hilft beim Abnehmen. Mehr Aktivität wirkt sich zudem positiv aus auf Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hohe Cholesterin-Werte,Diabetes Typ 2 oder Insulinresistenz. Sinnvoll sind 30 Minuten moderates Bewegenan 5 Tagen pro Woche. Da beim Abnehmen Muskelmasse abgebaut wird, ist es wichtig, ein- bis zweimal pro Woche die Muskeln zu stärken. Dazu braucht es nicht zwingend ein Fitness-Studio – auch Kraftübungenmit dem eigenen Körpergewicht zu Hause sind möglich.
-
Wer Gewicht langfristig reduzieren und halten möchte, muss die eigenen Gewohnheiten ändern. Eine Verhaltenstherapie ist deshalb bei Adipositas sinnvoll. Diese kann psychologische Aspekte – wie etwa emotionales Essen – erklären und individuell aufzeigen, was Heisshunger-Attacken auslöst. Dank persönlichen Zielen und konkreten Verhaltenstipps lassen sich Veränderungen im Alltag nachhaltig umsetzen.
-
Ob fettreduzierte, kohlenhydratarme oder proteinreiche Ernährung, idealer Mahlzeiten-Rhythmus oder optimale Portionengrösse –eine professionelle Ernährungsberatung erarbeitet Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung, die auf die individuellen Therapie-Ziele, Risikofaktoren und möglichen Begleit-Erkrankungen abgestimmt sind. Zudem werden Betroffene angeleitet und unterstützt, um gesundeErnährungsgewohnheiten entwickeln und langfristig beibehalten zu können.
-
Nebst der Basis-Therapie (Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie) kommen bei der Behandlung von Adipositas auch gewichtsreduzierende Medikamente infrage, um genügend Gewicht abzunehmen und dieses langfristig zu halten.Bei der Wahl des Medikaments berücksichtigt die Ärztin/der Arzt auch möglicheBegleiterkrankungen und deren Medikation.
-
Chirurgische Massnahmen wie Schlauchmagen oder Magen-Bypass können bei ausgeprägter Adipositas sinnvoll sein, um gesundheitliche Risikofaktoren zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Da Operationen oft nicht umkehrbar sind und damit auch gewisse Risiken verbunden sind, werden sie erst angewandt, wenn Änderungen des Lebensstils sowie Medikation nicht erfolgreich waren. Nutzen und Risiken sollten dabei genau abgewogen werden.
"Egal, welche Therapie-Form Sie wählen – es gibt keine Autobahn, die auf direktem Weg zum Idealgewicht führt."
Mehr zu den Therapie-Formen erfahren Sie im Interview mit dem Adipositas-Spezialisten Dr. med. Ulrich Egermann.
Basis-Therapie
Grundlage jeder Adipositas-Behandlung ist ein veränderter Lebensstil. Am wichtigsten hierbei sind mehr Bewegung und eine angepasste Ernährung. Um nachhaltig abzunehmen, sind regelmässige körperliche Aktivitäten wie zügiges Spazieren, Walken, Wandern, Velofahren, Tanzen oder Schwimmen von grosser Bedeutung. Auch eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend mit viel Gemüse, Obst, mehr Vollkorn- als Weissmehl-Produkten, wenig Zucker, gesunden Fetten sowie wenig Süss- und alkoholischen Getränken. Nebst der gewählten Lebensmittel ist auch die Menge bedeutend. Um Gewicht zu verlieren, ist ein leichtes Kalorien-Defizit sinnvoll: Nehmen Sie pro Tag etwa 500 bis 600 Kalorien weniger zu sich, als Ihr Körper verbraucht. Ziel ist eine verminderte Kalorien-Aufnahme, ohne gesundheitlich zu schaden. Extreme Diäten oder Fasten sind bei Adipositas deshalb weniger geeignet. Erfolgreicher als eine sehr schnelle Gewichtsreduktion ist meist eine langsame, stetige Abnahme, da das Gewicht so oft längerfristig aufrechterhalten werden kann.
Auch genügend Schlaf und die Reduktion von Stress sind als gesundheitsfördernde Massnahmen wichtig für Körper und Psyche. Nebst klassischen Angeboten wie Ernährungsberatung, Verhaltens-, Psycho- und Physiotherapie gibt es zusätzliche Unterstützung in Form von Selbsthilfe-Gruppen, Online-Kursen, Video- Trainings oder Personal Health Coaches. Dabei ist es wichtig, Ernährung und körperliche Aktivitäten gemeinsam mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt auf die individuellen Therapie-Ziele sowie auf mögliche Risikofaktoren oder Begleit-Erkrankungen anzupassen.
Medikamente
In der Schweiz sind zur Gewichtsreduktion bei Adipositas verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente zugelassen – unter ärztlicher Aufsicht und stets in Kombination mit der begleitenden Basis-Therapie.
Einige Medikamente hemmen im Darm das Enzym Lipase, so dass gewisse gewisse Blutfette (Triglyzeride) nicht mehr aufgenommen und verwertet werden können. Das bewirkt eine rund 30-prozentige Reduktion der Fett-Aufnahme. Andere Medikamente – sogenannte GLP-1-Medikamente – gleichen einem natürlichen Sättigungshormon. Sie bewirken eine langsamere Entleerung des Magens und senden Sättigungssignale ans Gehirn, was Hungergefühl und Heisshunger-Attacken reduziert. Betroffene werden schneller satt und berichten, dass sich ihre Gedanken weniger häufig ums Essen drehen. Dadurch fällt es vielen leichter, ihre angepasste Ernährung langfristig beizubehalten.
Adipositas-Medikamente sind auf ärztliches Rezept erhältlich. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine medikamentöse Behandlung unter gewissen Auflagen.
Wie bei allen Medikamenten können bei der Einnahme Nebenwirkungen auftreten. Zudem nehmen viele Betroffene ohne Anpassung des Lebensstils das verlorene Gewicht nach dem Absetzen der Medikamente wieder zu. Die Medikamente sollten deshalb nur unter ärztlicher Aufsicht und als Teil eines ganzheitlichen Therapie-Plans eingenommen werden.
Chirurgische Behandlung
Mithilfe einer Operation kann bei Adipositas eine deutliche Gewichtsreduktion erreicht werden. Ein chirurgischer Eingriff wird von der behandelnden Ärztin/dem Arzt in Betracht gezogen, wenn es nach einem Gewichtsverlust immer wieder zu einer starken Gewichtszunahme kommt – also der sogenannte «Jojo- Effekt» eintritt. Haben Anpassungen von Ernährung und körperlicher Aktivität sowie medikamentöse Therapie nicht oder zu wenig gebracht, kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein, um das Risiko für gefährliche Folge-Erkrankungen zu reduzieren. Eine ausgewogene Ernährung und regelmässige Bewegung bleiben aber auch nach einer operativen Massnahme wichtige Bestandteile der Adipositas-Therapie. Die in der Schweiz am häufigsten durchgeführten Operationen bei Adipositas sind Schlauchmagen und Magen-Bypass.
Schlauchmagen
Der Schlauchmagen wird häufig als erste chirurgische Massnahme bei stark adipösen Personen empfohlen. Nach deutlicher Gewichtsreduktion und gesundheitlicher Stabilisierung kann eine zweite Operation sinnvoll sein – etwa die Umwandlung in einen Magen-Bypass. Bei einer Schlauchmagen-Operation (Sleeve Resektion) wird ein Teil des Magens entfernt. Übrig bleibt nach dem Eingriff nur noch ein circa zwei bis drei Zentimeter schmaler Schlauch, der deutlich weniger Nahrung aufnehmen kann. Das Sättigungsgefühl tritt deshalb viel rascher ein. Durch die Verkleinerung des Magenvolumens wird zudem das hauptsächlich im Magen produzierte Hunger-Hormon Ghrelin stark reduziert. Personen mit einem Schlauchmagen haben deshalb weniger Appetit und sind beim Essen viel schneller satt.
Magen-Bypass
Der Magen-Bypass ist ein weit verbreiteter chirurgischer Eingriff, um einen deutlichen Gewichtsverlust zu erreichen. Auch bei dieser Operation wird der Magen stark verkleinert, weshalb das Sättigungsgefühl rasch eintritt. Anders als beim Schlauchmagen verbleibt der Restmagen im Körper und produziert weiterhin Verdauungssäfte. Der Dünndarm wird zudem so umgeleitet, dass sich Nahrung und Verdauungssäfte nicht schon im Magen, sondern erst im Dünndarm vermengen. Weil dadurch ein Teil der Nahrung unverdaut ausgeschieden wird, nimmt der Körper weniger Kalorien auf. Dadurch kann er allerdings auch Nährstoffe und Vitamine schlechter aufnehmen, weshalb eine zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln erforderlich ist.
Was das Abnehmen bei Adipositas erschweren kann
Der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, Fett-Reserven aufzubauen, um für Zeiten mit wenig Nahrung vorbereitet zu sein. Gewicht abzunehmen, ist deshalb deutlich schwieriger, als Gewicht zuzunehmen.
Bei Menschen mit Adipositas kann der Stoffwechsel zudem in verschiedener Hinsicht anders funktionieren als jener von Normalgewichtigen. Die wichtigsten Unterschiede sind folgende:
-
Verlangsamter Stoffwechsel
-
Veränderte Hormone
-
Insulin-Resistenz
-
Entzündungen
-
Anpassung an Diäten
So bringen Sie Ihren Stoffwechsel in Schwung
Mit einer Kombination aus angepasster Ernährung, regelmässiger Bewegung und veränderten Gewohnheiten kurbeln Sie Ihren verlangsamten Stoffwechsel an. Führen Sie Veränderungen schrittweise ein und achten Sie dabei auf die Signale Ihres Körpers.
Diese Massnahmen helfen, Ihren Stoffwechsel zu beschleunigen:
Das können Sie im Alltag für Körper und Psyche tun
Ernährung umstellen, mehr bewegen, Gewohnheiten verändern – die Menge der nötigen Massnahmen ist für viele Betroffene eine grosse Herausforderung. Fangen Sie deshalb klein an. Denn es ist vor allem wichtig, überhaupt ins Tun zu kommen. Stellen Sie sich kleine Aufgaben, statt von sich den grossen Wurf zu erwarten. So vermeiden Sie Frust und können erste Erfolge erzielen.
Ersetzen Sie eine für Ihre Gesundheit schlechte Gewohnheit mit einer guten.
So bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag
Bauen Sie an mehreren Tagen pro Woche eine körperliche Aktivität ein. Machen Sie zum Beispiel täglich nach dem Mittagessen einen kurzen Spaziergang, treffen Sie sich einmal pro Woche mit einer Freundin zum Schwimmen und verabreden Sie sich an einem anderen Tag mit Kollegen zu einer gemütlichen Velofahrt. Achten Sie darauf, sich nicht zu überlasten. Das Ziel ist, wieder Freude an Bewegung zu bekommen.
Bewegen Sie sich zudem mehr im Alltag. Gehen Sie zum Beispiel zu Fuss einkaufen, statt mit dem Auto. Stehen Sie bei sitzenden Tätigkeiten regelmässig auf, laufen Sie beim Telefonieren herum oder nehmen Sie die Treppe statt den Lift. Nutzen Sie Leerzeiten wie etwa beim Zähneputzen oder Warten auf die Kaffeemaschine für kurze Übungen wie Kniebeugen, Armschwingen oder Auf- und Abwippen.
So kochen und essen Sie ausgewogen
Viele adipöse Menschen mit ungesundem Essverhalten wissen nicht, wie sie ihre Mahlzeiten konkret gesünder machen können. In der Ernährungsberatung erhalten Sie Unterstützung beim Planen und Zubereiten gesunder Mahlzeiten. Auch online gibt es zahlreiche leckere Rezepte speziell für Adipositas-Betroffene. Gönnen Sie sich ab und zu etwas, worauf Sie richtig Lust haben. Auch hierzu gibt es online zahlreiche Rezepte für gesündere Alternativen.
Essen kann auch Gefühle kompensieren wie zum Beispiel Stress, Frust, Langeweile oder Traurigkeit. Wenn Sie Appetit haben, fragen Sie sich, ob Sie wirklich Hunger haben oder sich von etwas ablenken wollen. Überlegen Sie, was Sie in solchen Momenten stattdessen machen könnten – beispielsweise jemanden anrufen, ein Glas Wasser trinken oder mit Ihrem Haustier spielen.
So können Sie sich nach Rückschlägen wieder aufrichten
Bei Gewichtsabnahme, Veränderung von Gewohnheiten, medikamentöser oder chirurgischer Behandlung sind Rückschritte, Scheitern und Frust Teil des Prozesses. Indem Sie sich wieder aufrichten, stärken Sie Ihre Widerstandskraft und bewegen sich ein weiteres Stück vorwärts auf dem Weg zu einem gesünderen Leben.
Folgende Strategien können Ihnen helfen, sich wieder zu motivieren:
-
Realistische Ziele
-
Flexibel bleiben
-
Routinen
-
Positiv bleiben
-
Team aufbauen
Welche Folgen kann Adipositas haben?
Adipositas erhöht das Risiko weiterer chronischer Krankheiten. Bei adipösen Menschen kommen deshalb etliche Krankheiten deutlich häufiger vor als bei Menschen ohne Adipositas. Dazu gehören:
- Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Gicht
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Hirnschlag
- Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates wie Knie- oder Hüftarthrose
- Erkrankte Organe – z.B. Leber, Niere oder Gallenblase
- Lungenkrankheiten wie Asthma
- Psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörung
- Schwerer Verlauf bei Infektionskrankheiten wie Covid-19 oder Grippe
- Unfruchtbarkeit beim Mann
Je höher der Adipositas-Grad, desto grösser ist das Risiko für Folge-Erkrankungen. Dieses ist nicht bei allen gleich hoch: Bei Adipösen zum Beispiel, die regelmässig rauchen oder Alkohol konsumieren, ist das Risiko zusätzlich erhöht.
Aufgrund der Begleit-Erkrankungen steigt bei Adipositas auch die Wahrscheinlichkeit, frühzeitig zu sterben – um drei bis sechs Jahre bis zu 20 Lebensjahre bei schwerer Fettleibigkeit. Je mehr Gewicht, desto höher ist das Sterberisiko. Männer haben generell ein höheres Sterberisiko; mit zunehmendem Adipositas- Grad steigt dieses auch noch stärker an als bei Frauen.
Gut zu wissen: Jedes Kilo weniger ist eine Entlastung für Ihren Körper. Indem Sie abnehmen, reduzieren Sie Ihr Risiko für Folge-Erkrankungen und verminderte Lebensjahre deutlich.
Weitere Fragen zu Adipositas
-
Die Ursachen für Adipositas sind vielschichtig. Ein entscheidender Faktor ist der westliche Lebensstil: Essen ist in grosser Vielfalt und riesigem Angebot stets verfügbar. Industriell hergestellte Nahrung enthält viele Kalorien, sättigt aber meist wenig – weshalb häufig mehr gegessen wird. Der Körper erhält deshalb
oft mehr Kalorien über die Nahrung, als er tatsächlich braucht, und lagert überschüssige Kalorien als Fett ein. Sitzen ist die bevorzugte Körperhaltung vieler – doch der Körper braucht regelmässig Bewegung. Bekommt er zu wenig davon, steigt das Gewicht noch mehr an. Auch Stress, Schlafmangel und psychische
Probleme – weit verbreitet in der heutigen Gesellschaft – können zu einer Gewichtszunahme führen. Zudem begünstigen genetische Faktoren, Hormon- oder Stoffwechsel-Störungen sowie bestimmte Medikamente Adipositas. -
Die Genetik beeinflusst unser Hungergefühl. Dieses hängt stark von Neurotransmittern (chemischen Signalen) im Gehirn ab. Manche Menschen empfinden wenig Hunger und sind rasch satt. Andere hingegen haben mehr Appetit, werden langsamer satt und überessen sich deshalb. Ist aufgrund einer genetischen
Veranlagung das Gleichgewicht zwischen Hunger- und Sättigungssignalen im Gehirn gestört, kann es leichter zu einer Gewichtszunahme kommen. -
Bestimmte Erkrankungen des Hormonhaushalts wie zum Beispiel eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder das Cushing-Syndrom können zu Übergewicht und Adipositas führen. Auch ein Rauchstopp, eine Schwangerschaft, Operationen im Hypothalamus-Bereich oder eine über längere Zeit bestehende Bettlägerigkeit können eine Rolle spielen.
-
Gewisse Medikamente können den Appetit steigern. Wer deshalb mehr isst als gewöhnlich, kann an Gewicht zulegen. Appetitsteigernde Arzneimittel finden sich beispielsweise bei Medikamenten für psychische Erkrankungen (Antidepressiva oder Neuroleptika), zur Diabetes-Behandlung (Antidiabetika) oder bei kortisonhaltigen Präparaten.
-
Seit der Antike halten sich Aussagen, dass es beim Menschen verschiedene Stoffwechsel-Typen geben soll, die aufgrund ihrer metabolischen Veranlagung Fett unterschiedlich verbrennen. Der Kohlenhydrat-Typ verarbeite Kohlenhydrate besser, der Protein-Typ brauche vermehrt Protein und der Fett-Typ könne Fette effizienter nutzen. Es gibt allerdings keine wissenschaftlichen Beweise, dass diese Einteilung zutrifft. Für eine Gewichtsabnahme ist es deshalb viel sinnvoller, zusammen mit einer Fachärztin/einem Facharzt sowie begleitenden Therapie-Angeboten wie Ernährungsberatung, Verhaltens- oder Psychotherapie individuelle Massnahmen und Ziele festzulegen.
-
Sprechen Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt an. Diese/r kann mit Ihnen anschauen, welche ersten Schritte Sie in Angriff nehmen, oder Sie an ein spezialisiertes Adipositas-Zentrum überweisen. Dort können Sie mit Fachpersonen individuelle Ernährungs- und Bewegungsmassnahmen festlegen und den möglichen Einsatz medikamentöser oder chirurgischer Therapien besprechen. Zusätzlich kann auch der Austausch mit Gleichbetroffenen im Rahmen von Selbsthilfe-Gruppen sinnvoll und entlastend sein.
-
Eine nachhaltige Gewichtsabnahme funktioniert bei allen Therapie-Formen nur in Kombination mit begleitenden Massnahmen wie zum Beispiel angepasste Ernährung, mehr sportliche Aktivität, begleitende Physiotherapie und Psycho-/Verhaltenstherapie. Mit oraler Medikation (Tabletten) ist eine Reduktion von
maximal zehn Prozent des Ausgangsgewichts möglich. Mit der Spritzen-Therapie lässt sich eine Abnahme um circa fünfzehn bis zwanzig Prozent, mit der Schlauchmagen-Operation um rund 25 Prozent und mit einem Magen-Bypass um circa 30 bis 35 Prozent des ursprünglichen Gewichts erreichen. -
Die Kosten für die medikamentöse Behandlung werden von der Grundversicherung übernommen. Damit die Medikamente nicht losgelöst von der begleitenden Basis-Therapie verschrieben werden können, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Auflagen für die Verordnung von Adipositas-Medikamenten gemacht: Nur registrierte Fachärztinnen und Fachärzte sowie spezialisierte Adipositas-Zentren dürfen diese kassenpflichtig verschreiben. Bei gewissen Medikamenten erfolgt die Kosten-Übernahme zudem erst ab BMI 30 oder ab BMI 27 in Kombination mit mindestens einer Begleit-Erkrankung. Zusätzlich müssen bestimmte Auflagen wie etwa Gewichtsziele erfüllt werden.
-
1 https://www.saps.ch/de/home/was-ist-adipositas (letzter Aufruf 4.3.2024)
2 https://adipositas-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2022/09/2022-10-03_Adipositas-Epidemie-Factsheet_final.pdf (letzter Aufruf 3.3.2024)
3 https://www.who.int/europe/de/news/item/03-05-2022-new-who-report--europe-can-reverse-its-obesity--epidemic#:~:text=Mai%202022,und%20noch%20immer%20weiter%20steigen (letzter Aufruf 43.3.2024)
4 https://www.apotheken.de/krankheiten/4407-uebergewicht-und-adipositas-bei-erwachsenen (letzter Aufruf 6.3.2024)https://www.hirslanden.ch/de/corporate/krankheitsbilder/adipositas.html (letzter Aufruf 6.3.2024)
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/adipositas/hintergrund (letzter Aufruf 10.3.2024)
https://www.adipositas-netzwerk.ch/de/magazin/adipositas-magazin.html (letzter Aufruf 12.3.2024)
https://www.adipositas-netzwerk.ch/de/behandlungsangebot/nicht-operative-therapien.html (letzter Aufruf 5.3.2024)
https://www.novonordisk.de/disease-areas/obesity.html (letzter Aufruf 1.3.2024)
https://www.msdmanuals.com/de/heim/ern%C3%A4hrungsst%C3%B6rungen/adipositas-und-metabolisches-syndrom/adipositas (letzter Aufruf 29.2.2024)
https://www.ueber-gewicht.de/ (letzter Aufruf 6.3.2024)
https://www.apotheken-umschau.de/thema/adipositas-fettsucht-4137.html (letzter Aufruf 6.3.2024)
https://www.adipositas-gesellschaft.de/adipositas-medikamente-fragen-und-antworten/#:~:text=Aktuell%20sind%20in%20Deutschland%20
zur,Behandlung%20von%20Adipositas%20zugelassen%20ist. (letzter Aufruf 9.3.2024)
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/adipositas/folgeerkrankungen (letzter Aufruf 11.3.2024)
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Gesund-abnehmen-bei-Adipositas-durch-Ernaehrungsumstellung,adipositas152.html (letzter Aufruf 8.3.2024)