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Arzt klebt Pflaster auf Arm von Patientin Arzt klebt Pflaster auf Arm von Patientin Arzt klebt Pflaster auf Arm von Patientin

Impfprävention im Fokus: Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze

Aktuelles 07. März 2025

Die jüngsten Erfahrungen aus dem Praxisalltag zeigen: Obwohl viele Menschen durch die Pandemie sensibler für Gesundheitsfragen geworden sind, bleibt die Impfquote in der Schweiz tief. Genau hier setzen Prof. Dr. med. Huldrych Günthard und Dr. med. Matthias Günthard an. Ihnen zufolge sind Grippeimpfungen und andere prophylaktische Massnahmen essenziell – insbesondere, wenn neben Grippeviren auch neue Erreger und Krankheitsmuster an Bedeutung gewinnen.
 

Portraits Prof. Dr. med. Huldrych Günthard und Dr. med. Matthias Günthard

Interview mit:
Prof. Dr. med. Huldrych Günthard, leitender Arzt, Klinik für Infektionskrankheiten am Universitätsspital Zürich
und
Dr. med. Matthias Günthard, Hausarzt, Praxis Eulachstrasse in Winterthur

Das aktuelle Krankheitsbild in der Bevölkerung ist vielfältig: Während RSV und Coronaviren abflauen, dominieren Influenza A (rund 80 %) und Influenza B (ca. 20 %). „Gerade jetzt spielen Grippeimpfungen und andere Impfstoffe eine entscheidende Rolle, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern“, betont Prof. Huldrych Günthard, leitender Arzt der Klinik für Infektionskrankheiten am Universitätsspital Zürich. Sein Bruder, der Hausarzt Dr. Matthias Günthard aus Winterthur, stimmt zu: „Wir sehen zwar ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein seit der Pandemie, doch die Schweizer Impfquote bleibt insgesamt zu tief. Gerade Risikogruppen wie Ältere, Immunsupprimierte oder im Gesundheitswesen Beschäftigte sollten konsequenter geimpft werden.“ 

Mit durchschnittlichen Durchimpfungsraten von lediglich 25-35% bei saisonalen Influenzaimpfungen (BAG-Daten) liegt die Schweiz im europäischen Vergleich auf niedrigem Niveau.

Während der Corona-Pandemie gingen andere Infektionen wie bspw. die Grippeinfektion aufgrund der Schutzmassnahmen stark zurück – mit grossen Folgen: Da viele Menschen nicht mit Grippeviren in Kontakt kamen, ist ihre Immunität den Viren gegenüber gesunken. «Die Pandemie hat gezeigt, dass es nicht gut ist, wenn wir zu lange «steril» leben, da unser Immunsystem ständig trainiert werden sollte», betont Prof. Huldrych Günthard. Beispielsweise wurde nach der Pandemie eine erhöhte Aktivität von Atemwegsviren beobachtet.

Verändertes Impfverhalten

Der Infektiologe beobachtet generell eine starke Aktivität von respiratorischen Viren seit der Pandemie. Umso wichtiger sei die Impfung, denn auch Jahre nach der Pandemie zirkulieren Influenzaviren weiterhin und die Grippe mache sich immer wieder in unterschiedlichen Varianten bemerkbar. Zusätzlich zu vermehrten viralen respiratorischen Infektionen seien in jüngerer Zeit auch vermehrt Mykoplasmen-Pneumonien registriert worden, was das Bild der respiratorischen Infektionen zusätzlich prägt, so die beiden Experten: «Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine solche Häufung von Mykoplasmen bei Erwachsenen über die letzten 35 Jahre gesehen zu haben wie in den letzten paar Monaten», schildert Prof. Huldrych Günthard die aktuelle Situation. 

Die Pandemie habe das Impfverhalten zwar beeinflusst, aber nicht so nachhaltig wie erhofft. Dr. med. Matthias Günthard kann in seiner Praxis zwar eine leicht positive Tendenz bei Impfungen feststellen, beobachtet aber gleichzeitig, dass viele Menschen sehr skeptisch sind oder Impfungen gar komplett ablehnen. Eine Ausnahme bilde lediglich die relativ neue Gürtelrose-Impfung (Shingrix), nach welcher viele Patientinnen und Patienten gezielt fragen. 

Praxisrelevante Interventionsstrategien 

Um die Impfbereitschaft wieder zu steigern, sei eine klare Kommunikation entscheidend, betonen die Experten. In Hausarztpraxen empfiehlt es sich, Patientinnen und Patienten gezielt auf die Möglichkeiten aufmerksam zu machen, insbesondere für Kombinationsimpfungen: «Es ist problemlos möglich, sich am gleichen Tag gegen die Grippe und gegen Corona impfen zu lassen. Fast alle sind froh, wenn sie beides am gleichen Termin machen können», so der Hausarzt aus Winterthur. Zudem sollen verstärkt auch wieder Risikogruppen inklusive ältere Menschen (> 65 Jahre) auf Impfungen hingewiesen werden. Hierzu empfehlen die Experten auch regelmässige Team-Schulungen, um das gesamte Personal mit aktuellen Studien, behördlichen Vorgaben und praktischen Tipps vertraut zu machen, zugunsten der Patientinnen und Patienten.

Ausblick auf die Grippesaison 2025/26 

Für eine Trendprognose sei es noch zu früh, aber es sei gewiss, dass Influenzaviren weiter zirkulieren werden, eventuell zusammen mit anderen Erregern wie RSV oder Mykoplasmen, so die Experten. Unabhängig von der jeweiligen Infektionslage gilt: Statt sich nur auf einzelne Erreger zu konzentrieren, empfiehlt es sich, ein ganzheitliches Konzept zu verfolgen. Konkret heisse die Aufklärung, einfache Zugänge zu Impfungen und regelmässige Kontrolle der Impfquoten in der eigenen Praxis. Bei der Impfstoffbestellung für die kommende Saison gelte es deshalb, vorausschauend zu planen, so Prof. Huldrych Günthard. Ärztinnen und Ärzte sollten den Bedarf frühzeitig kalkulieren und eng mit Anbietern zusammenarbeiten, um reagieren zu können, wenn die Nachfrage kurzfristig steigt. 

Die Erfahrungen aus der Pandemie haben gezeigt: Eine nachhaltige Verbesserung der Durchimpfungsraten gelingt nur durch kontinuierliche, strukturierte Massnahmen, die über die akute Reaktion auf einzelne Krankheitsausbrüche hinausgehen. Evidenzbasierte Prävention sollte zum integralen Bestandteil der täglichen Praxis zu machen – nicht nur zum Schutz der Patientinnen und Patienten, sondern auch zur Entlastung des gesamten Gesundheitssystems.

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