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Mit Medikamenten sicher verreisen

Zur Rose Infos 09. Juni 2023

Sommerzeit ist Ferienzeit. Viele Menschen mit einer chronischen Erkrankung wollen trotz Einschränkungen nicht aufs Reisen verzichten. In den meisten Fällen ist das auch nicht nötig. Wer allerdings regelmässig Medikamente einnehmen muss, sollte ein paar Dinge beachten. Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst:
 

1.    Sorgfältige Planung 

Eine gute Planung ist das A und O, um Stress bei der Reise zu vermeiden. Denn dieser kann sich negativ auf Ihre chronische Erkrankung auswirken. Versuchen Sie daher, frühzeitig zu planen, ausreichend Zeit für Transfers vorzusehen und Flexibilität in Ihren Reiseplänen zu haben. Bevor Sie Ihre Reise buchen, sollten Sie sich daher ärztlich beraten lassen. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt gibt Ihnen Auskunft, ob Sie gesundheitlich in der Lage sind und welche Dinge Sie bei Ihrer Reise und Ihrem Ferienziel beachten müssen. Bei Hitze kann sich die Wirkung von gewissen Medikamenten und die Reaktion des Körpers auf Medikamente verändern. Wenn man viel schwitzt und wenig trinkt, kann das auch die Nierenfunktion beeinträchtigen, was sich auf die Konzentration eines Medikaments auswirken kann. Manche Medikamente, darunter Antibiotika sowie schmerz- und entzündungshemmende Mittel wie Diclofenac oder Ibuprofen, können zudem eine höhere Lichtempfindlichkeit hervorrufen und schneller zu Sonnenbrand oder Hautirritationen führen. Auch Diabetiker müssen sich bei hohen Temperaturen umstellen, da Hitze den Blutfluss beschleunigt und gespritztes Insulin schneller in den Kreislauf gelangt. Grundsätzlich gilt: Je höher die Temperaturen, desto schneller wirkt das Insulin. Vor allem bei trockener Hitze. Mangelnde hygienische Bedingungen können ebenfalls ungünstig sein, zum Beispiel für immungeschwächte Menschen, etwa nach einer Krebserkrankung. 

Impfen

Auch das Thema Impfen sollten Sie bei Ihrer Reiseplanung berücksichtigen, denn es gibt Hinweise, dass bestimmte Impfungen für Menschen mit einer chronischen Erkrankung besonders wichtig sind. In manchen Fällen schwächen die Krankheit oder die Medikamente das Immunsystem so sehr, dass das Infektionsrisiko steigt. Dazu zählen unter anderem Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen, oder unter einer entzündlichen-rheumatischen Erkrankungen, einer entzündlichen Atemwegserkrankung wie Asthma, chronischer Bronchitis oder COPD leiden. Auch für Menschen mit einer Herzschwäche, einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus oder einer Krebserkrankung kann eine Infektion bedrohlich sein. Lassen Sie sich daher bezüglich Ihrer Vorerkrankung und Ihrer Feriendestination von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten und planen Sie idealerweise mehrere Monate Vorlauf ein, denn bei einigen Impfungen sind für einen sicheren Impfschutz mehrere Dosen notwendig. 

Eine besondere Herausforderung, insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen, sind lange Flugreisen, da im Flugzeug sowohl Luftdruck als auch die Sauerstoffsättigung abfallen. Menschen mit Herz- und Atembeschwerden, die bereits in Ruhesituationen oder bei leichter Anstrengung Atemnot bekommen oder unter Lungenhochdruck leiden, sollten Flugreisen daher meiden und Alternativen wie zum Beispiel eine Schiffs- oder Zugreise prüfen oder ein nahegelegenes Ferienziel vorziehen. Auch wenige Monate nach einer Operation sollte man die Reisetauglichkeit vom Arzt abklären lassen. Gar nicht ohne ärztlichen Rat fliegen sollten Menschen mit einem erhöhten Thrombose-Risiko, einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung, starkem Asthma, Epilepsie, psychiatrischen Störungen und Blutarmut. 

Besondere medizinische Erfordernisse sollten Sie bereits bei der Buchung mit Ihrem Reiseveranstalter abklären. Auch bei der Zollkontrolle kann es beim Mitführen von grösseren Mengen an Medikamenten, Salben oder sogar Injektionsspritzen zu Fragen oder Missverständnissen kommen. Mit einer guten Planung und Vorbereitung lässt sich das vermeiden. Die folgende Checkliste hilft Ihnen bei der Planung.

Ärztliche Beratung

  • Besprechen Sie Ihre Reisepläne mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Auch ein Gespräch mit einer Apothekerin oder einem Apotheker kann hilfreich sein. Die Apotheke Zur Rose bietet telefonische Beratung durch pharmazeutische Fachkräfte – kostenfrei unter 0800 711 222.
  • Lassen Sie Ihre Reisetauglichkeit in Ihrer Arztpraxis prüfen und bestätigen.
  • Lassen Sie sich frühzeitig einen Impfplan für Ihr Reiseland erstellen. 
  • Lassen Sie sich bei Bedarf Notfallmedikamente verschreiben und besorgen Sie diese rechtzeitig.
  • Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die Medikamenteneinnahme im Falle einer Zeitverschiebung, machen sie gemeinsam einen individuellen Plan und passen Sie bei Bedarf Ihren Einnahmeplan an.

Erforderliche Dokumente

  • Internationaler Notfallausweis und weitere Ausweise wie Diabetikerausweis besorgen/aktualisieren/ einpacken 
  • Ihre Reiseversicherung muss Ihre medizinischen Bedürfnisse abdecken. Informieren Sie sich über etwaige Einschränkungen oder zusätzliche Anforderungen für Personen mit chronischen Erkrankungen.
  • Bitte prüfen sie stets die lokalen Einfuhrbestimmungen Ihres Reiseziels oder Transitlandes für jegliche Medikamente. In Ländern ausserhalb Europas gelten teilweise strenge Regeln bereits für freiverkäufliche Medikamente.
  • Arzt-Attest in Deutsch, Englisch und in der Sprache des Ferienlandes
  • Besorgen Sie sich für Flugreisen eine ärztliche Bescheinigung für grössere Medikamentenmengen, insbesondere Flüssigkeiten und Betäubungsmittel

Download ärztliche Bescheinigung (Zur Rose)

Infos für den Schengenraum (Swissmedic)

Reiseveranstalter / Flug / Ferienort

  • Klären Sie die medizinische Versorgungsituation am Ferienort (Apotheke/Arzt/Spital)
  • Falls Sie auf Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder einen Blindenhund angewiesen sind, erfragen Sie die Einreise- und Zollvorschriften für Sondergepäck oder lassen diese von Ihrem Reiseveranstalter abklären.
  • Melden Sie Sondergepäck wie Rollstuhl, Gehhilfen oder Blindenhund bei der Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter an und lassen Sie sich die Anmeldung rückbestätigen.
  • Erkundigen Sie sich gegebenenfalls auf dem Abflug- und Zielflughafen nach dem Sonderservice für Menschen mit Mobilitätseinschränkung.
  • Spätestens drei Tage vor Abflug sollten Sie eine Sitzplatzreservierung vornehmen und falls erforderlich Sondermenüs bestellen.
  • Kühlpflichtige Medikamente: Informieren Sie Reiseveranstalter oder Fluggesellschaft, dass Sie Ihre Medikamente kühlen müssen. Stellen Sie sicher, dass es in Ihrem Hotelzimmer einen Kühlschrank gibt, der Ihren Bedürfnissen entspricht.

Checkliste Reiseplanung (PDF)
 

2.    Ausreichend Medikamente einpacken

Die grösste Herausforderung für Personen mit chronischer Erkrankung auf Reisen ist das Management der Medikamente. Denn wer unterwegs Medikamente nachkaufen muss, kann bereits im benachbarten Ausland auf Schwierigkeiten stossen. Etwa weil das Medikament dort einen anderen Namen hat oder nicht verfügbar ist. Packen Sie daher Medikamente für mindestens eine Woche über die Reisezeit hinaus ein. Unsere Nachbestellungserinnerung hilft dabei, Medikamente mit Dauerrezepten rechtzeitig und in ausreichender Menge zu bestellen und zusammenzustellen.

Medikamente bestellen und nachbestellen

Dailymed

Eine gute Unterstützung auf Reisen für die Medikamenteneinnahme bei mehreren Medikamenten bietet Dailymed. In Ihrer persönlichen Dailymed Box finden Sie alle Ihre Medikamente sortiert nach Tag und Einnahmezeitpunkt. So sparen Sie viele einzelne unsortierte Packungen im Gepäck: Zu Dailymed

 
Headerbild_Dailymed

Denken Sie daran, für Ihre Ferien mehr Medikamente einzupacken, als Sie für den geplanten Zeitraum benötigen. So sind Sie auch auf unvorhersehbare Ereignisse vorbereitet falls sich die Rückreise verzögert, etwa durch einen Streik. Mit der doppelten Menge sind Sie auf der sicheren Seite.

Damit Sie auch am Ferienort sicher versorgt sind, falls Ihr Koffer verloren geht, packen Sie unbedingt einen Vorrat für mindestens eine Woche ins Handgepäck. Achtung: Bei Flüssigkeiten müssen Sie auch die Bestätigung Ihres Arztes im Handgepäck mitführen. Sonst riskieren Sie Schwierigkeiten mit der Security oder dem Zoll. Der Diabetiker-Ausweis gehört ebenfalls ins Handgepäck, um beispielsweise Spritzen mit an Bord nehmen zu dürfen. Für Patienten mit einem künstlichen Darmausgang gibt es spezielle Beutel, die weniger empfindlich auf Druckschwankungen reagieren. 

Checkliste fürs Handgepäck

  • Medikamente für mindestens eine Woche oder die Dauer Ihres Aufenthalts
  • Ärztliche Bestätigung (mehrsprachig), um Flüssigkeiten, starke Schmerzmittel und/oder Medikamente in grösseren Mengen mit an Bord nehmen zu dürfen.
  • Behinderten- bzw. Diabetikerausweis, um Spritzen mitführen zu dürfen
  • Bescheinigung für Ports, Stomas oder Implantate
  • Krankenversicherungskarte
  • Traubenzucker (viele Menschen mit Diabetes reagieren auf den Reisestress mit schwankenden Blutzuckerwerten)
     

3.    Sichere Aufbewahrung

Beachten Sie unbedingt die klimatischen Verhältnisse Ihres Ferienziels. Extreme Bedingungen können sich negativ auf die Wirksamkeit oder Haltbarkeit von Medikamenten sowie ihre Wirkung auswirken. Insulin verträgt zum Beispiel keine Hitze, darf aber auch nicht gefrieren. Auch Blutzuckerteststreifen funktionieren je nach Modell nur zwischen 10 und 35 Grad zuverlässig. Eine ganze Reihe von Medikamenten muss kühl gelagert werden. Für diese Fälle sollten Sie bereits bei der Planung darauf achten, dass Ihr Zimmer einen Kühlschrank hat. Empfindliche Medikamente sollten Sie während der Reise und auf Ausflügen in isolierten Behältern transportieren. Zum Beispiel in speziellen Behältern. Achtung: Insulin nie ungekühlt im Auto oder Kofferraum aufbewahren. 
 

4.    Einnahmeplan bei Zeitverschiebung

Für die meisten Medikamente ist die Reise in eine andere Zeitzone nicht problematisch. Bei einigen Medikamenten ist jedoch die Dosierung unter Umständen anzupassen, zum Beispiel 

  • Blutdruck Medikamente 
  • Medikamente für Diabetiker
  • Medikamente für Herzpatienten 
  • Epilepsie-Medikamente 

Bei Reisen mit einer Zeitverschiebung von mehr als 2 Stunden muss die Medikamenteneinnahme angepasst werden. Was für Sie der beste Weg ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Sie können mit Ihnen einen genauen Einnahme-Plan erstellen. Zur Unterstützung können Sie sich eine Einnahme-Erinnerung bei uns einrichten.

Grundsätzlich muss die Einnahme jeweils dem verkürzten oder dem verlängerten Tag bei der An- und Abreise angepasst werden. Sonst kann es zu einer Über- oder Unterdosierung kommen. Achtung: Bei Diabetikern besteht die grösste Gefahr der Unterzuckerung nicht während des Fluges, sondern in der Nacht danach. 

Die Dosierungsanpassung richtet sich nach der Reiseroute. Geht es Richtung Westen, also in die USA, Südamerika oder nach Kanada ist der Tag länger. Daher muss die Medikamentenabgabe gesteigert werden. Richtung Osten, etwa nach Asien, ist der Tag für Reisende kürzer. Hier muss die Einnahme verringert werden. Die Pille kann zur gewohnten Tageszeit eingenommen werden, ohne dass der Empfängnisschutz verloren geht.

Bei Kurzaufenthalten und Wochenend-Trips können Sie die Zeiten beibehalten. Allerdings müssen Sie dann möglicherweis nachts oder sehr früh am Morgen den Wecker stellen und extra aufstehen. 

Tipps

  • Bei Reisen mit mehr als 2 Stunden Zeitverschiebung muss die Medikamenteneinnahme angepasst werden.
  • In Richtung Westen (USA, Südamerika, Kanada) wird die Dosis einmalig erhöht. 
  • Richtung Osten (z.B. Asien) wird die Dosis einmalig reduziert. Die Pille kann Richtung Osten weiter zur gewohnten Zeit eingenommen werden.
  • Während des Flugs werden die Medikamente zur gewohnten Zeit eingenommen.
  • Die Uhr wird erst am Ferienort umgestellt. 

Auch wenn die Reisevorbereitungen mit einer chronischen Erkrankung deutlich aufwändiger sind – wer wirklich gerne verreist, kann und sollte dies auch weiterhin tun. Bei guter Vorbereitung und sorgfältiger Wahl des Reiseziels steht Traumferien eigentlich nichts im Weg. Im Gegenteil: ein angenehmes Klima, neue Eindrücke und ein bisschen Erholung tun immer gut.